Wiederherstellung - Prüfung von Vorschaltgeräten - IngoZ.

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Wiederherstellung - Prüfung von Vorschaltgeräten - IngoZ.

Beitragvon IngoZ. » Samstag 9. April 2011, 19:19

Prüfung von Vorschaltgeräten

IngoZ

Hallo !

Hier der langersehnte Beitrag Vor der Inbetriebnahme einer Leuchte...Versuchsschaltung sollten wenigstens die Vorschaltgeräte grob geprüft werden, v.a. um Schäden an wertvollen Lampen zu vermeiden.In einfachen Drossel-Lampenschaltungen (auch mit Zündgeräten) kann man mit einem GUT ISOLIERTEN Schraubenzieher unter Spannung innerhalb der Lampenfassung einen Kurzschluß herstellen, so hat man in einem Arbeitsgang Drossel und Verdrahtung auf schwerwiegende Fehler überprüft. Durch Abschätzen der Funken-Schlagweite (vorsichtiges Annähern der Bodenelektrode an den Gewindekontakt)ist eine grobe Beurteilung der Funktion eines Zündgerätes (so vorhanden) möglich.Beim Kurzschließen der Lampenfassung muß an Nennspannung in etwa der jeweilige ANLAUFSTROM der Lampe fließen, der den Datenblättern...
Herstellerprospekten entnommen werden kann (grober Richtwert: 1,7-facher Nennstrom). Wenn ein Stelltransformator vorhanden ist (den ich übrigens jedem empfehle, der mit Gasentladungslampen experimentiert) kann man dessen hoffentlich vorhandene Volt/Amperemeter sehr gut für die Prüfung von Vorschaltgeräten verwenden:Ein induktives Vorschaltgerät ist in guter Näherung ein linearer Wechselstromwiderstand (Reaktanz), der bis zu einer Spannung von ca. 1,2 Unenn annähernd linear sein muß ! Dabei ist es praktisch ohne Bedeutung, ob die Reaktanz mit einem Gerät oder durch Reihen/Parallelschaltung mehrerer Geräte realisiert wird (gelle Stefan ))
Man kann nun durch Strom-Spannungsmessungen den Widerstandswert ermitteln und mit dem Datenblatt namhafter Vorschaltgerätehersteller vergleichen.Bei einer Spannung von 160V sollte die Drossel dann ungefähr den Lampen-Nennstrom ziehen (Direktbetrieb am Stelltrafo oder Kurzschluß der Lampenfassung). Streng genommen muß man bei einer unbekannten Drossel auch den Isolationswiderstand (angelehnt an DIN-VDE 0701/0702) bestimmen, in der Praxis wird man aber nicht über die notwendige Meßtechnik verfügen. Dann kann man wenigstens grob den GLEICHSTROM-Widerstand der Wicklung gegen den Eisenkern bestimmen, wobei man dabei schon so ca. 200...300V= verwenden sollte.Eine gewisse Wahrscheinlichkeit für Körperschluß...Windungsschluß gibt es bei einer Drossel immer, weshalb der Kern immer geerdet werden sollte. Eine Sicherung mit 2 Inenn (träge) und ein FI-Schutzschalter (nur bei Netzbetrieb, bei Trenntrafo unwirksam !!!) bieten einen gewissen Schutz der Lampe bei einer Störung im Vorschaltgerät.
Ein Vorschaltgerät mit Windungsschluß wird einen DEUTLICH höheren Strom ziehen, weil bereits EINE EINZIGE kurzgeschlossene Windung den Magnetfluß aus dem umschlossenen Schenkel verdrängt und somit Induktivität und die damit verbundene Reaktanz dramatisch absinken. In der Praxis wird sich aufgrund der sich daraus ergebenden Stromerhöhung der Fehler schnell ausweiten, wobei manchmal die Lampe den Strom vor der Sicherung unterbricht. Warnzeichen sind Thermische Überlastungsspuren an Vorschaltgeräten in Verbindung mit Totalausfall der Lampe (z.T. auch mit Überlastungsspuren).Windungsschlüsse kommen bei kleineren Nennleistungen häufiger vor (dünnere Wicklungs-Drähte), also v.a. bei Leuchtstofflampendrosseln. Gruß IngoZ. "Es gibt in der Elektrotechnik nur zwei Fehler: Entweder der Kontakt fehlt oder er ist dort, wo er nicht sein soll" Bitte beachten:Für Schäden und Folgeschäden an Geräten und/oder Personen übernehme ich keine Haftung. Die Sicherheits- sowie die VDE Vorschriften sind zu beachten, im Zweifelsfalle grundsätzlich einen Fachmann fragen bzw. die Arbeiten von einer Fachfirma ausführen lassen.

Bild

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stefan
Danke Ingo!
Hochinteressanter Beitrag! Jeder VDE-Techniker wäre überrascht und schockiert zugleich! ~0 (Schraubenziehertest )
Das ist eben Praxis live!
Gruß S.

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IngoZ

...ich bin eigentlich eher als "Theoretiker" verschrien !Dabei war ich immer der schlechteste im Rechnen... Der "Schraubenziehertest" ist aber auch in der Staßenbeleuchtungspraxis weit verbreitet! Ein bischen Vorsicht soll man natürlich immer walten lassen, dasgeht v.a. an alle weniger geübten, die das lesen.Achso, was in diesem Zusammenhang wichtig zu wissen ist: Viele ältere E40-Fassungen sind im Gegensatz zu E27-Fassungen nach VDE beim Einschrauben von Lampen NICHT berührungssicher, weil das Metallgewinde unterSpannung steht und beim Aufsetzen der Lampe auch deren Sockel. *Stefan, könntest Du bei Gelegenheit mal die Impedanz der 1000-er Kombination 2x1/2VMHD1000ermitteln ?
Vielleicht kann man auf diese Weise bestimmte andere VG-Lampen-Konstellationen "freigeben", z.B. besagten Betrieb mit HQL700 an 230V (wobei ich sagen würde, daß der Strom zu hoch war).Vielleicht bleiben die Drosseln einzeln betrieben an 230V linear, dann könnte manmit dieser 2-er Kombination u.U. sogar noch mehrere Lampen betreiben, wasgerade für Deine schönen Experimentierbretter nützlich wäre (Umschalter)! Was auf jeden Fall geht: 2 Drosseln für 58W/(65W)-Leuchtstofflampen PARALLEL geschaltetergeben ein geeignetes Vorschaltgerät für HQL125 ! Hierbei besteht auch keine Gefahr für die VG's, weil sie für sich ca. denselben Strom sehen, wie mit der zugehörigen Leuchtstofflampe.

Gruß
IngoZ.

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stefan

Das mit der E40-Fassung kann ich als Praktiker #) natürlich nicht ganz so stehen lassen! Selbstverständlich wäre es möglich beim Einschrauben einen Schlag zu bekommen, da der Gewindering der (älteren) Fassung nicht elektrisch von einem Ringkontakt bzw. einer Anschlußklemme getrennt ist. Genau deshalb gibt es aber eine Festlegung, den Gewindeanschluß unbedingt an den Neutralleiter anzuschließen! Nur der Fußkontakt darf spannungsführend sein! Bei Leuchten an einer Schukosteckerleitung ist das natürlich nur bedingt machbar.
Aber das soll man ja auch eigentlich nicht machen! Die Sache mit der Impendanz werde ich bei Gelegenheit ermitteln!

Gruß
Stefan

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IngoZ

Der Neutralleiter gilt, auch wenn er keine Spannung gegen Erde führt,als AKTIVER Leiter und darf nicht berührt werden.[Ich muß aber auch immer das letzte Wort haben!!! ] ...
In der Praxis hat der Neutralleiter aber meistens (nicht immer !!!)annähernd Null Volt gegen Erde,deshalb ist ein Wischer dann eher unwahrscheinlich. Die Regelung mit dem spannungführenden Gewinde kenn ich von Schraub-Sicherungs-Elementen (hier v.a. wegen des Zuganges durch Laien wichtig!),bei Fassungen kannte ich die Regelung nicht, würde es aber instinktiv auch so machen.

Gruß
IngoZ.

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stefan

ohauaha - ich wusste es bei ungleicher Lastverteilung hat man -selbst schon gemessen- schon mal 30V auf dem Nulleiter (Neutralleiter) und selbst wenn´s weniger ist, für die Auslösung des FIs reichts immer! Klar soll man "ihn" nicht anfassen.
Es könnte ja ein Netz- oder Kabelfehler vorliegen. Wir Praktiker bekommen von "ihm" aber keine "gewischt". :p

Gruß S.

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darkfox1985

Hallo zusammen, Neulich habe ich mit IngoZ über Vorschaltgeräte und Impedanzen geplaudert. Ich möchte euch seine ausführliche Antwort nicht vorenthalten (es ging dabei um Kombination verschiedener Drosseln).
Also: Drosseln sind nix anderes als (in grenzen) lineare Widerstände, zumindest im betrachteten Normalbetrieb ist das so. Grundsätzlich kommt es für die Lampe darauf an, daß sie den richtigen Vorwiderstand bekommt. Den kann man auch durch Reihen- oder Parallelschaltung von Einzeldrosseln herstellen, bei Leuchtstofflampen gibts das aus "schlankheitsgründen" genauso wie bei HQI 2000 aus Gewichtsgründen, beides Als reihenschaltung.
Parallelschaltung geht ganz genauso, dabei lieg über beiden Drosseln dieselbe Spannung und er Strom teilt sich entsprechend der Wechselstromwiderstände=Impedanzen auf. Mit den auf den Vorschaltgeräten aufgedruckten Daten für die bestimmungsgemäße Lampe kommt man oft nicht wicklich weit. Es kommt zunächst darauf an, die richtige Impedanz zu kennen...abzuschätzen, wobei auch Erfahrungswerte genommen werden können, so hat eine Leuchtstofflampe mit 40...65 W eine ähnliche Lampenspannung wie eine HQL 80...125 W, d.h. hier kann man die Drosseln fast 1:1 umrechnen, z.B. 2x40W parallel (=doppelter Strom!) für eine HQL 80W oder eben 2x 65W=130W für 1x HQL 125.
Aber schon bei höheren/niedrigeren leistungen stimmt das nicht mehr ausreichend genau und erst recht zwischen den Lampenfamilien gibts Unterschiede ! Vorschlag deshalb: Tabelle mit Lampenspannungen und Vorschaltgeräteimpedanzen für jede Lampentype erstellen (...oder das berühmte SiMENS-Fachbuch, da steht alles drin), beide Werte kann man mit Stelltrafo und Vilefachmesser ungefähr ermitteln, Referenzwerte mit Originaldrossel ermitteln. Kennt man die Impedanzen verschiedener Drosseln und auch die vorgeschriebene Impedanz der Standard-Drossel für eine bestimmte Lampe, dann kann man sich die gewünschte Impedanz der Drossel leicht aus anderen Drosseln zusammenstellen. Die Impedanz der Drossel kann man wirklich nur aus Referenz-Tabellen entnehmen oder durch eine einfache Strom/Spannungsmessung ermitteln, man kann sie leider nicht anhand der aufgedruckten Daten ausrechnen, demzufolge ist die "Nennleistung" für die Übertragung auf andere lampentypen grundsätzlich unbrauchbar !
Man muß trotzdem noch bedenken, daß der Dauerstrom durch die Drossel nicht wesentlich höher werden darf als der Strom bei Betrieb an der regulären Lampe, für Versuche ist das aber o.k. und die Drossel muß ja auch einige 10min Direktbetrieb an 230V~ überstehen, bei leuchtstofflampen ist das sogar ein Dimensionierungkriterium (Starter klebt).

Grüße!
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