WRTL MRL135 (GEC Z9554M)

Bis 1989 entwickelte, auch darüber hinaus noch produzierte Straßenleuchten für konventionelle Leuchtmittel.

WRTL MRL135 (GEC Z9554M)

Beitragvon Bitburger » Freitag 12. August 2022, 22:32

Hallo zusammen.

Bis vor ein paar Tagen sah es im Keller bisweilen so aus:

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Aber schon länger war ich auf der Suche nach einer Leuchte für SOX Lampen, zwei gute Angebote habe ich in den letzten Jahren leider verpasst bzw. ziehen lassen.
Die heute vorgestellte Leuchte trägt einen sehr kryptischen Namen. Zur Firma "WRTL Outdoor Lighting" kann ich wenig finden, hinter dem Namen der Leuchte verbirgt sich
jedoch eine Abkürzung: MRL steht für "Main Raod Lantern", die Ziffernfolge 135 deutet auf eine Bestückung mit etwas performanterer Natriumdampf-Niederdruck Lampe hin.
Laut Recherche im Netz wurde diese Leuchte zuvor als GEC Modell "Z9554M" gebaut und vertrieben. Produktion vermutlich ab den frühen 80ern bis Anfang der 2000er Jahre
und überwiegend in UK installiert, sowie in den englischsprachigen Übersee-Regionen wie Neuseeland. 

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In Deutschland ist das Thema SOX eher wenig ausgeprägt, auch fehlt der praktische Nutzen z.B. im Gartenbau oder der Aquaristik, mit dem z.B. andere Entladungslampen
weitere Bekanntheit neben der Straßenbeleuchtung erlangt hatten. Hier gab es vorwiegend 90W Versionen für Zebrastreifen und als AEG Koffer, sowie einige Philips
Peitschenleuchten, vereinzelt auch flache, prismatische Wannenleuchten oder ein Mischverbau mit HQL oder Nav, z.B. im "Chinesenhut" oder noch bis vor ein paar Jahren
in mir unbekannten, länglichen Leuchten in Gießen und Bad Kissingen. Trotzdem ist die Lampentechnik selber so derart komplex, dass man unwillkürlich darüber staunen muss.
Allein die Glasbläser-Arbeiten erinnern eher an Aparaturen aus der präparativen, organischen Chemie als an Beleuchtung. Zudem reicht die Technik in die 30er Jahre zurück und
ist damit zwar jünger als die Quecksilberdampf-Lampe, aber deutlich älter als "HQL", "HQI" und "NAV".

Für mich ist "SOX" der "Steampunk" der Entladungslampen: Gigantischer Aufwand um eine vergleichsweise archaische Technologie moderner Nutzung zuzuführen.

Es handelt sich auch hier um eine Mastansatzleuchte für 1x 135 Watt SOX, somit zähle ich zumindest drei sehr ähnliche, generische Typen, zusammen mit "Philips MA 50" bis "MA90"
und "Thorn Alpha". Thorn ist/war bei General Electric (GE) verortet, also ein Wettbewerber zu Philips, nicht nur was Beleuchtung angeht. Bei all diesen Modellen handelt es sich um
recht einfache, leichte Leuchten aus Kunststoff, die nur eine Lampe tragen. Besonderheit: Diese Leuchte ist vermutlich aus 2002, aber unbenutzt/neu. Somit ideal für die Wohnung.

Ich habe nur die Leuchte erworben, Lampe und Betriebsgeräte wurden separat gekauft, siehe erstes Bild. Ein Hybrid Paket von Philips, aus einer Leuchte mit "Gear in Head"
Zum Gehäuse für die Betriebsgeräte kann ich daher nichts sagen. 

Die Leuchte ist zur Aufnahme eines eigenen Dämmerungs-Sensors ausgelegt, der Anschluss ist optional aber von der Verkabelung bereits vorbereitet.

Die Qualität ist nicht mit z.B. einem "Siemens Klassiker" vergleichbar. Es handelt sich vermutlich um ein Polyesterharz oder ein LDPE, jedoch mit Glasfasern verstärkt.
Sie riecht wie Schraubdeckel-Kunststoff-Flaschen aus den 60er Jahren, in denen der damals moderne Haushalt (auch im Westen) z.B. Seifenpulver aufbewahrt hat. Das
Glas ist ein einfacher Spritzguß, die seitlichen prismen-Elemente wurden sogar separat gespritzt und von innen eingeklebt.

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Anscheinend konnte man dies nicht aus einem Stück herstellen. Sagen wir so, wenn jetzt jemand sagt, dass die Leuchten in Handarbeit z.B. in Pakistan gefertigt wurde, würde
mich das nicht überraschen. Dies weckt Assoziationen mit sehr sehr armen Zeiten in England (im Vergleich zum damaligen West- und Nordeuropa), die noch bis in die frühen 90er
reichten. Trotzdem ist die Leuchte brauchbar, leicht und mit wenig Kraft zu öffnen. Formal auch nach IP 54 gegen Staub und Wasser geschützt.

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Beim Anschließen traf "british engineering" auf deutsche Gründlichkeit: Wo ab Werk blanke Litze in der Schraubklemme saß, wurden Ader-Endhülsen aufgebracht ! :roll:

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Der Anblick entschädigt aber sofort, hier ist eben die Lampe der Star, nicht die Leuchte.

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Im Netz finden sich interessante Details, so z.B. ein Bericht, wonach Leuchten für elliptische Hochdruck-Lampen mit bis zu 400 Watt aus den 60ern in den 80er Jahren durch MRL135
ersetzt wurden! Somit handelt es sich nicht um eine alte, im auch sonst mitunter "eigenwilligen England" durchgeschleppte Technik, sondern um einen bewussten Ersatz von Lampentypen,
die in Deutschland statt dessen durchgehend verwendet wurden ! Also somit in Summe recht progressiv! 

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Freue mich jedenfalls sehr, diese Leuchte hier vorstellen und im Keller ab und zu mal betreiben zu können :g)

Viele Grüße,

C.
Zuletzt geändert von Bitburger am Sonntag 28. August 2022, 20:41, insgesamt 7-mal geändert.
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Re: WRTL MRL135 (ehemals GEC Z9554M)

Beitragvon LRF 80 » Samstag 13. August 2022, 09:04

Hallo @ Bitburger,

Das ist ja mal ein wirklich interessantes Ding, diese Leuchte. Alleine dadurch, dass bei uns Leuchten mit separaten VGs eigentlich unbekannt waren. :green:

Die 135W SOX-Bestückung auch nicht hierzulande anzutreffen. :greek:

Dadurch dass die Leuchte neu ist, ist sie optisch auch als Deko für das Wohnzimmer geeignet! :sm023:

Glückwunsch und besten Gruß,
LRF 80
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Re: WRTL MRL135 (ehemals GEC Z9554M)

Beitragvon magslight » Samstag 13. August 2022, 13:04

Hallo Christoph,

schöne MRL135 hast da heil bekommen! Die Leuchte ist aus GFK (Polyester). So steht es zumindest in einen englischen Siemens Katalog von 1993. GEC wurde von Siemens geschluckt und später u.a. an WRTL verkauft. Die kleine Variante für 35/55W hatte ein internes VG. Die Engländer hatten fast alle Leuchten mit externen VG im Mast. Die genannten 400W HQL Vorgängerleuchten waren ebenso ohne VG. Von daher ein einfacher Tausch. VG musste eh im Mast ersetzt werden.
An deiner Stelle würde ich das GFK-Gehäuse mit Klarlack versiegeln. Der Kunststoff ist nicht UV-beständig.
In der BRD gab es bis in die späten 1950er Jahren auch noch Leuchten mit externen VG. Später gab es solche Leuchten nur noch für den Export. (Z.B. das Siemens Hackebeilchen (bis 1975 gefertigt in der BRD- bis 2018 gefertigt in Argentinien-nur für Argentinien)
Na Lampen konnten sich hier in Deutschland nicht durchsetzen. Es gab hier auch das gesamte Sortiment an Leuchten für Na 18W bis 280W, aber selten sind die trotzdem schon immer gewesen.
Ich gehe davon aus, dass SOX besonders in den Benelux Staaten und GB so stark vertreten waren, weil dort die großen Fabriken waren. Hier wurden nach 1960 nur noch Natriumdampflampen vom kleinen Radium Werk gebaut und Na/T 200/220W in Osram Werken in Berlin. Das Licht ist für das erkennen von Farben absolut nicht geeignet und richtig lenken kann man das Licht auch nicht. Habe das vor Jahren im Extremen hautnah auf den belgischen Autobahnen erleben dürfen. Die Strasse war beleuchtet, die Felder daneben , angrenzende Häuser -eigentlich alles. Einfach Lichtsmog . Ein gleichmäßiger Lichtsmog :green: Nicht falsch verstehen, SOX find ich cool und habe selbst einige und auch Leuchten dafür, aber an einer Straße mit so einer Leuchte auf meine Hauswand leuchtend, möchte ich nicht wohnen.
Dass mit den eingeklebten Prismenfeld in der Streuwanne ist typisch England. Die sind bei manchen Bereichen in der Beleuchtungstechnik und Fertigungstechnik in der Vergangenheit stehengeblieben.
Dennoch eine schöne, außergewöhnliche Leuchte :g)

Grüße
Michael
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Re: WRTL MRL135 (ehemals GEC Z9554M)

Beitragvon Martens » Samstag 13. August 2022, 13:46

Dito. Schöne Leuchte mit einigen eigenrtig anmutenden Details, die typisch sind für etliche englische Leuchtentypen.

Es gibt noch (leider allmählich aussterbende) SOX-Inseln in Deutschland, hier z.B. Bremen und Umgebung. Warum das so ist, kann ich leider nur vermuten.
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