Hallo "Glüh"Lampenfreunde!
Ich hab hier mal einen Auszug aus den Salzburger Nachrichten mit dem Interwiev des Filmemachers Christoph Mayr. Wenn der Film genau so spektakulär ist, bin ich schon jetzt begeistert!
Ich ziehe den Text bewusst hier hinein, da man ja nie weiß, wie lange der Link lesbar bleibt.
Grüße Stefan
Für Energiesparwillige ist die Kompaktleuchtstofflampe das kleine gute Gewissen. Doch tatsächlich ist das positive Image der sogenannten Energiesparlampe höchst umstritten. Der Tiroler Dokumentarfilmer Christoph Mayr bringt in seinem Film „Bulb Fiction“ Licht ins Dunkel.SN: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, dass die Energiesparlampe ein spannendes Filmthema sein könnte?
Mayr: Das Wort „Energiesparlampe“ will ich gar nicht verwenden, das ist ein Euphemismus, der von der Industrie geprägt worden ist. Unser Kameramann, der ausgebildete Lichtdesigner Moritz Kieselmann, hatte 2007 mit einem Mitarbeiter von Osram zu tun, der damals schon gesagt hat: „Die Glühlampe gibt es nicht mehr lang.“ Woher wusste der das? Eben weil die Leuchtmittelproduzenten in diesen Entscheidungsprozess eingebunden waren. Und dann hatte ich im Frühjahr 2009 ein einschneidendes Erlebnis mit meiner Familie: Ich sehe, wie mein Sohn, damals eineinhalb, in einen Sammelcontainer schaut, in dem lauter zerbrochene Kompaktleuchtstofflampen liegen, und er Quecksilber inhaliert! Da war mir klar, dass ich einen Film über das Thema machen muss, denn es gibt hier nach wie vor kaum Problembewusstsein.
SN: Zu Beginn des Films kommt der Unfall des kleinen Max Laus vor, der nach dem Bruch einer brennenden Kompaktleuchtstofflampe alle Haare verloren hat. Ist es belegbar, dass die Lampe an seinen Symptomen schuld war?
Mayr: Es ist doch sehr wahrscheinlich, weil all seine gesundheitlichen Probleme unmittelbar danach aufgetreten sind. Das Problem ist, dass das Quecksilber bereits nach wenigen Stunden aus dem Blut wieder draußen ist und sich daher nicht mehr messen lässt. Eine große Menge geht allerdings ins Fettgewebe und ins Gehirn über und kann dort großen Schaden verursachen. Das ist erst in einer Autopsie nachweisbar. Tatsache ist, dass die Industrie offenbar die Gefährlichkeit des Stoffs unterschätzt, im Grunde ist Quecksilber generell zu verbieten. Es ist nachgewiesen, dass der Stoff etwa in Kombination mit Blei extrem toxisch wird. Natürlich ist das Beispiel mit dem Buben drastisch, aber es zeigt, was passieren kann.
SN: Was war es, das Sie am meisten erschreckt hat?
Mayr: Vor allem eines: wie herablassend offizielle Stellen, etwa bei der Europäischen Kommission, mit Menschen umgehen, die etwas wissen wollen. Wie man im Film sieht, durfte nur die Pressesprecherin des Energie-Kommissars mit uns reden, und das ohne konkrete Aussage, dabei hätte es einen technisch versierten Ansprechpartner gegeben. Sowohl der damalige Kommissar für Energie, Andris Piebalgs, als auch der aktuelle, Günther Oettinger, haben das Gespräch verweigert. Das will ich auch mit meinem Film zeigen: Wie geht der Apparat mit dem Volk um? Dabei war ich mit meinem Kamerateam ohnehin in einer Sonderposition, einen „normalen“ Bürger hätten die wohl gleich weggeschickt.
SN: Ein weiterer ernüchternder Aspekt des Films ist, dass auch die Umweltorganisationen die Kompaktstofflampe als Sieg feiern.
Mayr: Ja, die scheinen da ideologisch verbohrt zu sein, denn es ist einfach nicht wahr, dass es beim schrittweisen Verbot der Glühlampe nur Sieger gibt. Vermutlich ist es für eine Organisation wie Greenpeace auch einmal notwendig, einen sichtbaren Erfolg zu haben – nicht immer nur zu verhindern. Greenpeace arbeitet sehr viel mit Symbolen, und schon seit den Neunzigerjahren steht die Energiesparlampe für den Kampf gegen Energieverschwendung. Sich das, wenn auch durch noch so zwingende Fakten, zerstören zu lassen, tut natürlich sehr weh.
SN: Wie ist das Recycling gelöst?
Mayr: Es gibt etwa im Muster Umweltland Deutschland ein großes Netz von Sammelstellen. Aber bereits beim Beschluss des Glühlampenverbots ist man davon ausgegangen, dass achtzig Prozent der giftigen Lampen im normalen Hausmüll landen. Diese achtzig Prozent, die nicht recycelt werden, werden also in vollem Bewusstsein der Probleme einfach in Kauf genommen.
SN: Verschlingt nicht bereits der Herstellungsprozess so viel Energie, dass die Ersparnis verschwindend gering ist?
Mayr: Das ist schwer zu bewerten, denn die chinesische Fabrik, in der die Lampe zusammengebaut wird, stellt ja die Einzelteile nicht her, sondern die werden von verschiedenen Herstellern bezogen. Es gibt eine deutsche Studie, die von vornherein ausschließt, dass Herstellung und Entsorgung bei der Energiebilanz der Leuchtstofflampe berücksichtigt werden. So hat die „Energiesparlampe“ natürlich einen fantastischen Wert. Es bezweifelt ja auch niemand, dass eine Kompaktleuchtstofflampe im brennenden Zustand bei gleicher Lichtausbeute einen unvergleichlich niedrigeren Energieverbrauch hat als die Glühlampe. Aber das ist dann auch schon das Einzige, was sie besser kann.
SN: Im Grunde mag diese Lampen ja auch kaum jemand. Warum verwenden wir sie dann alle?
Mayr: Jeder hat das Gefühl, er sollte sie verwenden, der Umwelt zuliebe. Unternehmen appellieren im Sinne reiner Gewinnoptimierung so erfolgreich an unser Gewissen, dass alle den Eindruck haben, sie müssten sie kaufen, obwohl die meisten sie nicht mögen. Wir arbeiten willfährig in die Hände einer Riesenindustrie.
SN: Was wäre im besten Fall der Effekt, den Ihr Film haben könnte?
Mayr: Natürlich wäre ein Verbot der Kompaktleuchtstofflampe das Schönste, aber noch wichtiger ist mir, die Leute mit meinem Film zum Nachdenken zu bringen: Ist wirklich alles wahr, was die Werbung sagt? Und ist alles redlich, was die Politik beschließt?
„Bulp Fiction“, Dokumentation, Regie: Christoph Mayr. Kinostart: 16. September.
Premiere: Donnerstag, 15.9., 20.15 Uhr, in „Das Kino“ in Salzburg; Regisseur Christoph Mayr ist anwesend.© SN/SWQuelle:
Salzburger Nachrichten