man entdeckt unterwegs plötzlich mal eine tolle Lampe, die man noch nicht hat. Unerreichbar natürlich. Natürlich unerreichbar? "Warum fragst du nicht einfach", das sagte ich mir nicht nur einmal.
Anfang der Geschichte ist der September 2014. Meine Freundin und ich machen Urlaub im Harzvorland in Sachsen-Anhalt. Eine für unseren Geschmack schöne Landschaft. Eines Tages in diesem Urlaub möchte meine Freundin in Osterwieck im Gartenbaumarkt nach bestimmten Blumenzwiebeln Ausschau halten. Also fahren wir dort mal hin und parken das Auto auf dem Parkplatz. Während meine Freundin nach den Blumenzwiebeln fragt, begutachte ich die Außenbeleuchtung der angrenzenden Gebäude. Nichts besonders, BG0- Massenware und Landplage. Halt! Das sind doch keine gewöhnlichen NF80-01 oder NF125-01 in den BG0. Das sind ja NF XXX-21
![Überrascht :greek:](./images/smilies/icon_eek2.gif)
Wow, die müsste man haben. Das wäre ja klasse. Ich gehe mal um das angrenzende Gebäude herum, alles vergittert und verrammelt. Keiner da, den man fragen könnte. Die Stimmung im Urlaub ist gut, aber mit einer anstrengenden Suchaktion nach dem Besitzer wollte ich den Urlaub nicht belasten. Also: abhaken. Mist, so seltene Lampen.
Der zweite Anlauf ist am 9. Mai 2015. Eigentlich ist das auch noch nicht geplant bei der Abfahrt um 2.00 Uhr bei mir zu Hause, der Entschluß reift auf der Fahrt nach Osterwieck. "Jetzt traue dich endlich und frage, ob du die Lampen haben kannst".
Gegen 6.00 Uhr erreiche ich den Ort und logisch- ist ja das Land der Frühaufsteher - hat der örtliche Bäcker schon geöffnet und es gibt Kuchen als zweites Frühstück und dazu frischen Kaffee. Tut gut nach dem Geschrubbe auf der Autobahn die Pause.
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Menschenleer wirkt der Ort Osterwieck am frühen Samstagmorgen, Blick auf die Stephanikirche
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2 Stücke Kuchen, dazu einen großen Kaffee, der noch am Durchlaufen durch die Maschine ist
Der örtliche Supermarkt öffnet um 7.00 Uhr, dort kaufe ich ein Paket gemahlenen Kaffee und eine Packung Hallorenkugeln für meinen ersten Anlauf in dem Gartenbaumarkt. Der öffnet um 9.00 Uhr und eine Verkäuferin macht dann dort die Tür auf. Ich frage sie, ob sie wüßte, wem das angrenzende Gebäude gehören würde. Ob das vielleicht zum Gartenbaumarkt gehört? Das könne sie mir nicht sagen, antwortete sie mir freundlich. Vielleicht der Chef, der könnte dazu was sagen. Ja, klasse. Ist der denn da? Manchmal kommt er Samstags vorbei, sagte sie mir. Na, gut. Ich warte jetzt einfach mal im Auto. Nach gut zwanzig Minuten spricht mich ein junger Mann an. Seine Kollegin hätte ihm gesagt, daß ich mit ihm sprechen wolle.
Ich erkläre ihm, daß ich mich für die in den Leuchten verbauten Lampen interessiere und diese haben möchte. Ein fragender Blick von ihm. Sind Sie Sammler? Ja, ich sammle solche alten Lampen. Freundlich erklärt er mir, daß die Leuchten zum Nachbargrundstück gehören an dem Gebäude. Das war mal eine alte LPG und die hat ein Privatmann gekauft, ein Armenier. Aha, danke für die Auskunft. Ist der gute Mann denn auch mal anwesend auf seinem Grundstück? Ja, ich frage mal eben jemanden. Er telefoniert und nennt mir den Namen des Mannes und gibt mir die Information, der wäre jetzt auch da auf dem Grundstück.
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Dieses Mal habe ich mich vorbereitet. Am Vorabend habe ich eine Kiste mit Tauschlampen gepackt, was so gängig ist. Die würde ich dem guten Mann anbieten im Gegenzug, wenn er mich machen läßt. Ich gehe zu dem Tor der Hofeinfahrt und sofort kommen zwei Hunde angelaufen und bellen. Ich sehe einige Personen auf dem Grundstück und rufe den Namen des Mannes. Der blickt auf und kommt tatsächlich zum Tor. Ich erkläre ihm mein Anliegen und Frage ihn, ob ich die Lampen haben könnte von dem Gebäude, was zum Gartenbaumarkt angrenzt. Auch hier ein etwas fragender Blick auf mein Anliegen. Er spricht sehr gut deutsch. Was machen Sie mit den Lampen dann? Ich sammele alte Entladungslampen erkläre ich ihm. Ja, von mir aus können sie die Lampen haben. Sie sind nicht mehr angeschlossen seit Jahren. Ich biete ihm dafür 4 neue Osram HQL 125er an, falls er die Lampen mal woanders benutzen möchte. Bauen sie die nicht so in eine Fassung ein erkläre ich ihm noch. Die Lampen gehen sonst sofort kaputt. Sie müssen ein Vorschaltgerät benutzen, wie es in den Leuchten mit eingebaut ist.
Klasse, ich darf die Lampen ausbauen. Sagen Sie mal, könnten Sie mir bitte eine Leiter ausleihen? Ja, das ist kein Problem. Er gibt mir eine lange Klappleiter. Mit der gehe ich nun zu den Lampen auf der anderen Seite des Gebäudes. Mir wird klar, daß die Leiter immer noch zu kurz ist. Ich lege sie gar nicht erst an die Hauswand an, sondern bringe sie dem guten Mann zurück und erkläre ihm das auch kurz. Jetzt versuche ich mein Glück in dem Gartenbaumarkt. Ich frage den Chef, ob er eine lange Leiter hätte für mich. Nein, sowas haben wir nicht. Kommste nicht an die Lampen ran? Ja, so ein Mist. Er sagt: komm mal mit. In der Garage hat er einen Gabelstapler. Du stellst dich in so eine Gitterbox rein und ich hebe dich an die Lampen ran mit dem Stapler. Das klappt garantiert. Gesagt, getan- es geht los. Tatsächlich erreiche ich dadurch mühelos die Objekte meiner Begierde. Die sitzen bombenfest in ihren Fassungen und sind nicht wirklich gewillt ihren gewohnten Platz dort zu verlassen. Ich überlege, was ich nun machen soll. Reißen sie am Sockel ab, wenn ich zu kräftig drehe? Ich entscheide mich dafür die Lampen noch etwas anzudrehen und dann mit dem Losdrehen zu beginnen. Klappt! Aber die Anspannung ist sehr groß. Ich habe mir einen Stoffbeutel über die Schulter gehängt, in welchen ich die erste Lampe vorsichtig hineinlege. So habe ich gleich wieder beide Hände frei. Klappt doch, meint der Chef. Er senkt die Gitterbox mit mir darin wieder ab und fährt mich zur zweiten Lampe. So wiederholt sich das ganze bis zur vierten Lampe. Alle Lampen sitzen sehr fest und meine Angst weicht nicht bis zum Schluß, daß doch eine der Lampen beim Ausbau kaputt geht. Es klappt. Alle vier Lampen sind im Stoffbeutel. Ich schwitze wie Sau mittlerweile und bin wohl auch für die restlichen Kunden des Gartenbaumarktes ein interessanter Blickfang. Meine Anspannung ist sehr hoch und ich begreife noch gar nicht richtig, daß die Lampen nun meine sind.
Ich bedanke mich bei dem netten Chef für seine große Hilfe und Unterstützung mit dem Pfund Kaffee und der Packung Hallorenkugeln. Ohne seine Hilfe wäre ich so einfach nicht an die Lampen gekommen. Nun gehe ich zu dem Besitzer des Grundstückes zurück, um mich zu verabschieden. Dabei sehe ich in einem auf seinem Grundstück stehenden Schuppen Emaillieschirme unter dem Dach hängen mit ganz schlimmen Lampen drin. Sagen Sie bitte, könnte ich die auch noch haben? Meinetwegen, der Schuppen wird sowieso abgerissen. Sie müssen die Lampenschirme aber auch mitnehmen dann, nicht nur die Birnen. Ja, ist in Ordnung. Und nun die große Frage: woher nun eine so lange Leiter bekommen? Schräg über die Straße ist ein kleiner Baumarkt. Die Aktion mit dem Gabelstapler lief zeitlich sehr gut und es ist erst gegen 10.00 Uhr. Ich gehe in den Baumarkt und frage, ob man sich Leitern auch ausleihen kann. Nein, sowas machen wir nicht. Sie könnten höchstens mal die Chefin fragen, ob sie gegen Hinterlegung ihres Personalausweises und Bargeld die Leiter für eine kurze Zeit ausleihen können. Gesagt, getan. Tatsächlich bekomme ich die Leiter ausgeliehen. Welche brauchen sie denn? Die für mindestens 6 Meter Länge. Ich bekomme die Leiter und schleppe mich damit nun ab zu dem Grundstück. Der Besitzer kommt nochmal vorbei und sagt mir: sein Sie aber vorsichtig bitte. Nicht runterfallen. Nun stelle ich die Leiter nach dem Auseinanderziehen an die Stahlträger des Daches an und prüfe vorher, ob sie sicher steht. Das macht sie, also hoch jetzt.
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Die NF 400-00 lassen sich deutlich besser aus den Fassungen drehen. Vermutlich, weil der Staub nicht von unten hineinkam. Das Ausbauen der 4 großen Lampen ist recht einfach, aber das Auf- und Abbauen der Leiter ist anstrendend und die Brühe läuft weiter. Egal, jetzt durchziehen und nicht schlappmachen. Das lohnt sich doch mal richtig. Eigentlich wollte ich diese Lampe nicht ausbauen, aber habe sie dann doch ausgebaut und mitgenommen.
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Vermutlich durch Steinwurf wurde der Außenkolben beschädigt, aber irgendwie fast wie ein Schnittmodell dadurch
Der Ausbau der 4 großen Lampen war unproblematisch, auch die 4 Lampenschirme waren schnell geborgen. Die ausgebauten Sachen brachte ich nun alle zu meinem Auto. Danach schleppte ich die große Leiter zum Baumarkt zurück und bedankte mich sehr bei den Mitarbeitern. Meinen Ausweis nahm ich wieder mit und das Geldpfand, ein roter Zettel, wanderte in die Kaffeekasse. Im Gartenbaumarkt konnte ich mir dann noch die Hände richtig sauber waschen, meine schweißnassen Haare mal einigermaßen in Form bringen und meine Klamotten wieder ordentlich zurechtrücken. Nun fuhr ich mal ein bisschen aus dem Ort und auf einem kleinen Seitenweg reinigte ich die Lampenschirme erstmal vom Staub mit dem Handfeger.
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Dafür hat sich das Schwitzen auf jeden Fall gelohnt. Das ist doch eine ganz gute Ausbeute.
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Hier kann man gut die seitlich "geöffnete" NF400-00 sehen, eine Art Schnittmodel.
Ich war nun schon neugierig, was ich da genau an Land gezogen hatte. Mit einem sehr trockenen Autoschwamm machte ich die erste Kruste an den Fassungen ab. Wow, das sind ja NF 80-21 (interessanterweise in der Kolbengröße der NF 125-01. Eine normale NF 80-01 habe ich zu Hause danebengelegt. Sie ist noch kleiner).
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Sockelstempel: NF 80-21 04
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Ganz schön gerissen, die Große. Sockelstempel NF400-00 51
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Die Brenner der NF400-00 sind alle noch sehr hell und nicht verrußt.
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Das sieht doch ganz gut aus. Lange können diese Lampen nicht mehr im Einsatz gewesen sein.
Am späten Nachmittag war ich wieder in Hamburg. Nun wollte ich auch die 8 Lampen gleich säubern und die Sockel mal etwas mit der Messingdrahtbürste von der Oxydkruste befreien. So durften sie alle nach und nach ein Bad in warmem Wasser mit etwas Fit nehmen. Anschließend abtrocken und alle einmal Probezünden mit gut 10 Minuten Betrieb. Alle 8 Lampen funktionieren, auch die seitlich "geöffnete". Bei immerhin einer NF 400-00 ist der Sockel nicht eingerissen.
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Trocknen nach der Reinigung mit warmem Wasser und Fit in meiner Küche.
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Der ganze Fang dann mal beim Gruppenfoto in guter Sonne. Die dritte NF 400-00 in der Reihe hat den saubersten Brenner.
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Richtig sauber noch, fast neu. Die Lampe funktioniert auch einwandfrei.
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Hier eine der anderen NF 400-00, auch noch ganz ordentlich der Brenner.
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Hier nun die "geöffnete" NF 400-00. Das Reinigen innen im Kolben mit dem Pinsel war sehr fummelig, aber ist einigermaßen gut gelungen.
Mit dem Beitrag möchte ich gerne jeden ermuntern sich einen Ruck zu geben und eben doch mal zu fragen, ob man die eine oder andere Lampe nicht haben kann. Mir selbst fällt das immer wieder schwer, aber es kann sich doch lohnen. Hier in diesem Fall hat es geklappt dank der Mithilfe und Unterstützung einiger freundlicher Menschen. Eine Tauschkiste mit neuen HQL-Leuchtmitteln führe ich nun immer mit im Kofferraum bei solchen Touren für den Fall der Fälle.
Freundliche Grüße aus Hamburg
Olav
edit.: Rechtschreibung