Polen und die Eu

Alles über Quecksilberdampflampen (HQL, NF, etc., auch Mischlichtlampen)

Polen und die Eu

Beitragvon Olav » Montag 30. Januar 2017, 12:40

Hallo zusammen,

das war ja einige Zeit zurückliegend in der Vergangenheit immer mal Randthema in den Medien gewesen. Jetzt hat das auch die Hobbyszene erreicht, allerdings positiv.
Bisher waren mir bei allen drei polnischen Lampenproduzenten- POLAM, POLAMP und TELAM- bei den HQL-Lampen nur die Typenbezeichnungen LR für HQL-Lampen ohne Leuchtstoff und LRF für HQL-Lampen mit Leuchtstoff bekannt. Hier ein Katalogblatt aus diesem Katalog, welches die Standardlampen mit Ellipsiodkolben auflistet.

Bild

Vor etwa zwei Jahren konnte ich einen Polam-Katalog in deutscher Sprache an Land ziehen, der eine weitere Typenbezeichnung für einen anderen Leuchtstoff nannte. Es ist die Zusatzbezeichnung Eu für den Leuchtstoff "Europium". Der Name ist für ein chemisches Element vergeben, aus welchem unter anderem auch Leuchtstoffe hergestellt werden. Mit Sicherheit wird man damit eine verbesserte Farbwiedergabe bezweckt haben.

Bild

Alle meine bisher erhaltenen HQL-Lampen aus polnischer Produktion haben keine solche Zusatzbezeichnung "Eu". Sie stammen entweder aus Polen direkt oder wurden seinerzeit in die DDR geliefert. Diese hier nun gezeigte Lampe erhielt ich aus Frankreich. Das ist nur Vermutung und kein Wissen: wurden diese mit dem hochwertigen Leuchtstoff Europium beschichteten HQL-Lampen nur in das NSW (Nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet) exportiert?


Bild

In ansprechender und stabilder Pappschachtel ist die Lampe verpackt und hat den Handelsnamen "UNITRA".


Bild

Seitenansicht der Schachtel mit dem aufgedruckten Handelsnamen.


Bild

Auf der gegenüberliegenden Seite ist das Bild eines Leuchtmittels aufgedruckt.


Bild

Die Lampe ist sehr gut in der Pappschachtel eingepackt, kein Vergleich zu den sonst eigentlich üblichen Papphülsen aus Wellpappe.


Bild

In der Pappschachtel ist dann zusätzlich nochmal eine Hülse aus Wellpappe um den Außenkolben der Lampe herum. Im März 1974 wurde sie hergestellt.


Bild

Hier die Lampe in ganzer Ansicht. Einen "Bauchnabel" hat sie oben nicht für die Abstützung des Gestelles.


Freundliche Grüße

Olav
Benutzeravatar
Olav
Administrator
 
Beiträge: 575
Registriert: Dienstag 1. Juli 2014, 13:10
Wohnort: Hamburg

Re: Polen und die Eu

Beitragvon Alex » Montag 30. Januar 2017, 18:09

Sehr interessant, das mit dem Leuchtstoff halte ich für gut möglich :gsmile:
Benutzeravatar
Alex
aktives Mitglied
 
Beiträge: 2024
Registriert: Sonntag 22. November 2015, 21:22

Re: Polen und die Eu

Beitragvon Martens » Montag 30. Januar 2017, 22:36

Ich frage mich, warum man solche ohne Leuchtstoff prodziert hat? Die müssen doch komplett unterirdisch sein von Lichtausbeute und Farbe, der Brenner müsste doch gleich sein?
Bei HQI kommt das "gute" Licht ja durch Beigaben und die Linienverbreiterung zustande.

Als reiner Insektengrill wären die Klaren sich gut geeignet.
Benutzeravatar
Martens
aktives Mitglied
 
Beiträge: 201
Registriert: Sonntag 9. November 2014, 16:01

Re: Polen und die Eu

Beitragvon Löffel » Montag 30. Januar 2017, 23:18

Sehr interessante Entdeckung!! Soweit ich das richtig verstanden habe, dient also das Europium nur dem Zweck:
(Zitat aus wiki)

[...] In Quecksilberhochdrucklampen, die etwa in der Straßenbeleuchtung eingesetzt werden,
wird europiumdotiertes Yttriumvanadat auf das Glas aufgebracht, damit das Licht weiß und natürlicher erscheint. [....]


Wieso ist aber bei den uns bekannten Leuchtstoffen oder damals in den alten Lampen Katalogen hier nie die Rede von Europium?? :g? :g?
Ist die Aufwand/Nutzen Rechnung doch zu ungünstig? Man müsste mal zwei Lampen,eine mit,die andere ohne, hier exakt im Spektrum analysieren. :sm_idea:
Benutzeravatar
Löffel
aktives Mitglied
 
Beiträge: 1714
Registriert: Donnerstag 5. März 2015, 14:04

Re: Polen und die Eu

Beitragvon CDM-T 70 » Dienstag 31. Januar 2017, 01:08

Hochinteressant, Olav,
somit darf ich nun dazu lernen, das UNITRA nicht nur für Unterhaltungselektronik Made in Poland steht. Die Geräte von Unitra waren echt super. Konnten also ohne weiteres mit den qaulitativ hochwertigen RFT - Geräten mithalten.
Ich denke, und Du hast es bereits erwähnt, Olav, wird dies wohl als Handelsmarke fungiert haben.

Die Idee mit der Spektralanalyse würde uns auf jedenfall weiter bringen, denn Europium als Leuchtstoff kannte ich bisweilen nicht. Es ist aber anscheinend, aus welchen Gründen auch immer, nich weiter verfolgt worden, oder konnte sich wegen der Kosten nicht weiter durchsetzen....

Die Logik legt es nahe!


Gruß Micha
Benutzeravatar
CDM-T 70
 
Beiträge: 305
Registriert: Samstag 19. März 2011, 22:42
Wohnort: Stuttgart

Re: Polen und die Eu

Beitragvon Matthias » Dienstag 31. Januar 2017, 01:22

@Martens,
na da hast du wohl noch nie eine HQA in Betrieb gesehen!Unterirdisch ist da garnix! :gcool:
Der Rotton fehlt,ansonsten bei der Lichtausbeute geringfügich eingeschränkt!
Für optimale Farbwiedergabe natürlich unbrauchbar..!
Anlagen ,die noch heute in Betrieb sind,wirklich sehenswert! :g)

Gruß
Matthias
 
Beiträge: 341
Registriert: Dienstag 26. April 2011, 14:34
Wohnort: Nordhausen

Re: Polen und die Eu

Beitragvon Bitburger » Mittwoch 1. Februar 2017, 13:59

Sehr sehr spannendes Thema und tolle Bilder!
Durfte im Forum schon lernen (Nar*a Kataloge), dass zumindest damals
das Plus an (im sichtbaren Spektralbereich gemessenes Licht) durch den Leuchtstoff nicht soooo extrem groß war, wie man
aus dem Bauch heraus meinen könnte. Vielleicht 10 % mehr ?.

Es KANN sein, dass der viel bessere Farbeindruck im Auge des Betrachters
den Ausschlag gibt. So ist die Empfindlichkeit des Auges ja auch eher
im grün-gelben Bereich am höchsten, und nicht im Blauen. Also etwas weniger
Licht im Blauen (denn dies wird für durch Fluoreszenz z.T. in längerwelliges Licht umgewandelt)
und dafür etwas mehr Gelb und Rot = deutlich mehr wahrgenommenes Licht

Jetzt könnte man fragen, warum bei Leuchtstofflampen der Leuchtstoff doch im Grunde als essentiell empfunden wird,
denn klare Röhren gibt es ja da auch als UVC-Strahler. Gestern las ich aber wieder, dass beim Übergang
von Niederdruck- in Hochdruck-Entladungen zwei der typischen Spektrallinien von Hg und Na
sogar verschwinden: Sie werden von umliegenden Atomen noch vor Verlassen des Brenners
absorbiert. So verschwinden die Natrium D Linen, aber auch eine Bande des Quecksilbers ( ca. 288 nm?)
geht zurück. Sollte diese Bande bei der Leuchtsoffröhre zur Anregung des Leuchtstoffes relevant sein, erklärt
dies vielleicht warum Leuchtstoff bei der Leuchtstoffröhre viel bringt, aber bei der Hochdruck-Entladung weniger.

Aber sehe es auch so, HQL ohne Aussenkolben->wirkt erheblich dunkler auf der Straße.


Wäre gut, wenn die Lichtausbeuten der Lampen auch nochmal mit dem im Auge ausgelösten
helligkeitseindruck korrigiert werden würden. Als "biologische" Lichtausbeute ;-)
Bisher scheint jedes Photon zwischen 400 und 800 Nm gleich gewertet zu werden?

schönes Thema!

Gruß C
Benutzeravatar
Bitburger
aktives Mitglied
 
Beiträge: 347
Registriert: Montag 2. Januar 2017, 16:41
Wohnort: Braunschweig

Polen und die Eu

Beitragvon Olav » Dienstag 14. Dezember 2021, 19:23

Hallo zusammen,

nach einer längeren Pause in diesem Beitragsfaden geht es weiter.
Manchmal ganz gut, wenn einige Zeit vergeht und man auch von Lampensammlern aus dem Ausland einige Informationen bekommt.

Der Buchstabenzusatz Eu steht also für Europium, welches ein Bestandteil und Aktivator im Leuchtstoff Yttrium-Vanadat ist.
Leuchtstoffe als Thema sind ganz schwere Kost. Das habe ich schon feststellen müssen, als ich mal ganz kurz die Nase in die Theorie dieses Thema gesteckt habe.
Mit den normalen Physikkenntnissen aus der Schule kann man da eigentlich gleich wieder einpacken.

Der Grund für den Export der Lampen mit dem hochwertigen Leuchtstoff war sehr einfach: der knallharte Wettbewerb mit den westlichen Herstellern.
Die hatten zu Anfang der siebziger Jahre fast ausnahmlos schon auf Yttrium-Vanadat umgestellt.

Wollte man also als Hersteller aus dem RGW einen Fuß in diesen Markt erfolgreich setzen, dann mußte man das bestmögliche liefern können und das auch noch zu einem niedrigeren Preis.
Es gab auch Mischlichtlampen von POLAM mit Yttrium-Vanadat als Leuchtstoff. In Polen habe ich seit meiner Sammelleidenschaft noch nie welche gefunden, sondern immer nur Mix F.
Dafür aber jetzt im Jahr 2021 in Frankreich bei der Auflösung einer alten Elektrikerwerkstatt. Es liegt nahe, daß die Lampen aus Polen direkt in den siebziger Jahren nach Frankreich exportiert worden sind.

Bild

Eine Lampe Mix Eu 250W, hergestellt im April 1972


Dazu gibt es auch eine weitere Seite Altpapier aus meiner Katalogsammlung:

Bild

Eine Gegenüberstellung der lieferbaren Mischlichtlampentypen Mix F (mit dem Standardleuchtstoff) und Mix Eu (mit Yttrium-Vanadat).

Wieder ein ganz klein wenig mehr Licht in diesem Kapitel der polnischen Exportlampen.



Freundliche Grüße

Olav
Benutzeravatar
Olav
Administrator
 
Beiträge: 575
Registriert: Dienstag 1. Juli 2014, 13:10
Wohnort: Hamburg


Zurück zu Quecksilberdampflampen

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 10 Gäste

cron