kleine Spangenleuchte: wie schlecht es um sie steht

Unspezifizierte Themen, die mit aller Art von elektrischer Lichterzeugung zu tun haben.

kleine Spangenleuchte: wie schlecht es um sie steht

Beitragvon Konsum » Donnerstag 16. Januar 2020, 12:36

Hallo Freunde des elektrisch betriebenen Lichts,

Ich war mal wieder ein bisschen auf Erkundungstour, um noch ein paar alte Leuchten vor die Linse zu bekommen. Bevor sie entgültig verschwunden sind und die Entscheidung dazu kam wohl gerade noch rechtzeitig, befürchte Ich.

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in einem ziemlich verwinkelten Karree am letzten Ende der Gubener Straße, im Stadtteil Friedrichshain, hinter einer Sackgasse befinden sich die wohl letzten Leuchten dieser Art. Schon vor einer Weile hatte Ich die suche nach diesen Leuchten rund um den Ostbahnhof aufgeben müssen, weil sie bereits alle abgerissen wurden.

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Die alten Leuchten sind alle bis auf eine in einem sehr bedauerlichen Zusand und die meisten, die dort noch von ihnen stehen, sind bereits entlampt.

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An diesem Rondell, was noch zur Gubener Straße gehört, standen mal 7 Stück von ihnen. Wenn man auf Gockel-Mops schaut, dann kann man sie dort noch stehen sehen. 4 von diesen Leuchten wurden schon durch diese beiden modernen Leuchten ersetzt.

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Das sie entlampt sind bedeutet auf jeden Fall nichts gutes und man darf schwer davon ausgehen, dass auch diese demnächst hier entfernt werden. Wer so eine Leuchte noch in Natura zu gesicht bekommen möchte, der sollte sich damit beeilen. Sehr lange werden sie hier wohl nicht mehr verweilen. Noch zu sehen: die eckigen Betonmasten befinden sich in einem völlig desolatem Zustand. Bei dieser Leuchte muss man befürchten, dass sie jeder Zeit herunter brechen könnte. Der Metallende Aufsatzstutzen, der sich eingelassen im oberen Stück des Mastes befindet, liegt schon fast völlig frei.

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Selbst auf Gockel-Maps sehen die Leuchten noch besser und erhaltener aus als jetzt. Sie sind nur noch ein Schatten ihrer selbst. Schade dass sich niemand um ihren Erhalt und Bestand kümmert. Ich finde sie sehr durchdacht, formschön und erhaltenswert. Das zeigt auch wie sie bis heute der Zeit getrozt haben. Diese Stangenstruktur dient dazu wie ein tragendes Gerüst eine Brücke stützt. Wenn sie verschwunden sind, wird es sie so nie wieder geben :gsad:


Diese Spangenleuchte, von den 4 übrigen, die dort noch zu finden sind ist die letzte noch komplett erhaltene. Etwas abseits stehend vom Rodell mit den anderen dreien.
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Alle Gläser und die Bestückung sind noch intakt.
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Genau wie die Häuser im Hintegrund aus der Zuckerbäckerära der damaligen Stahlinallee spiegelt sie den damaligen Zeitgeist dieser Epoche wieder. Warum wird sie nicht wie die Gebäude ehrhalten? Sie gehören einfach dazu. Die Standart-Berliner-schinkellaternen, die man teilweise sogar in heimischen Gärten findet, werden dagegen erhalten. Das kann und werde Ich nie verstehen :evil: .
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Ein Blick ins Innere! Erfreulich, dass noch alles da ist wo es hingehöhrt. Man darf aber anzweifeln, ob sie überhaipt noch funktionsfähig ist.
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Auch an diesem Mast kaut unaufhörlich der Zahn der Zeit. Der Hundeurin wird das noch begünstigt haben und die Armierung kommt auch hier rostend zum vorschein.
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In einer solch großen Stadt wie Berlin mit vielen Abteilungen und Zuständigkeiten wird es sehr schwierig sein jemanden zu finden, der sich um solch ein Anliegen kümmert. Deshalb versuche Ich hier soviel wie möglich noch davon fest zu halten.
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Die mittlere der drei Leuchten, die am Rondell stehen. Die fehlenden Scheiben werden wohl unersetzbar bleiben. Aber mir viel an dieser Leuchte ein kleines Detail auf. Und das zeigt sich nur, weil eine der Scheiben jetzt fehlt...
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Wer genau hinschaut kann ein Stück verwittertes Blech erkennen, was sich am Schirmrand mal versteckt unter dem Glas befand. Mich würde mal interessieren ob das ein Typenschild dieser Leuchte ist undob darauf noch etwas zu erkennen ist?
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Die letzte der drei Leuchten vom Rondell der Gubener Straße. Auch hier keine Lampen mehr im inneren und der Mast bröckelt bedenklich unter der Leuchte auseinander.
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Ein Blick zurück! Hinter mir die Marchlewskistraße über der Ich den Weg hinter die Sackgasse zu den Leuchten fand. Im Hintergrund, wo die Häuser stehen, geht die Guberner Straße dann links weg wo noch die übrige, komplette Leuchte steht.
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Ein Blick auf den Mast in der angrenzenden Marchlewskistraße verrät, dass sich auch hier mal diese oder ähnliche Leuchten, wie bspw. die RSL befunden haben müssen. Die modernere Leuchte aus den 90ern scheint hier aber auch schon den Dienst quitiert zu haben, weshalb sie von diesen Bastelfix-LED-strahler ausgeleuchtet wird. Und das schlimme geht noch weiter.... :gsad:
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Das was sich hier anbahnt dürfte wohl der Todesstoß und somit das Ende der Spangenleuchten bedeuten :gcry: . Die alte Litfaßsäule im Hintergrund könnte es nicht besser ausdrücken.
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Ich hoffe wie immer, dass die Bilder euch gefallen haben. Über Anregungen, Fragen und Meinungen von euch bin Ich auch wie immer gespannt.

Schöne Grüße

euer Konsum
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Re: kleine Spangenleuchte: wie schlecht es um sie steht

Beitragvon Glasei » Donnerstag 16. Januar 2020, 12:55

Feine Bilder, dickes Danke ! :sm023:
Gehe ich recht in der Annahme, das sie die Bilder von mir zum Thema ergänzen ?
Die Örtlichkeit kommt jedenfalls hin...
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Re: kleine Spangenleuchte: wie schlecht es um sie steht

Beitragvon Konsum » Donnerstag 16. Januar 2020, 16:15

Hallo Leute,

Glasei hat geschrieben:Feine Bilder, dickes Danke ! :sm023:
Gehe ich recht in der Annahme, das sie die Bilder von mir zum Thema ergänzen ?
Die Örtlichkeit kommt jedenfalls hin...


Büddeschön! Das ist doch selbstverständlich und habe Ich doch gerne gemacht :gwink: . Aber seit wann sietzen wir uns denn??! Wir waren doch schon lange beim du :grazz: :green: .

Du kannst die Bilder gerne nach einer gewissen Zeit in das Thema: "Neue" Knipse eingeweiht oder Bilder aus der heimischen Ecke verpflanzen. Da gehören sie eigentlich sowieso hin.
Mir lag das jetzt nur so am herzen, dass Ich daraus erst mal ein eigenes Thema machte und nicht wollte, dass es überlesen oder übersehen wird :g) . Denn der Jenige, der das jetzt verpasst wird sonst keine Gelegenheit mehr haben sie noch selber zu Gesicht zu bekommen. Ich rechne damit, dass sie spätestens in einem halben Jahr dort nicht mehr vorzufinden sind. Und eine andere Örtlichkeit, wo noch welche von diesen seltenen Leuchten stehen kenne Ich nicht oder gibt es vielleicht auch nicht mehr :gsad: .

Grüße

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Re: kleine Spangenleuchte: wie schlecht es um sie steht

Beitragvon Glasei » Donnerstag 16. Januar 2020, 21:55

Konsum schrob:
Aber seit wann sietzen wir uns denn??! Wir waren doch schon lange beim du

:rofl: :sm040: :DD
Hab mir die Bilder eben gezogen, einzelne Beiträge von einem Thema zum anderen schubsen geht gerne mal schief.
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Re: kleine Spangenleuchte: wie schlecht es um sie steht

Beitragvon Emil » Freitag 17. Januar 2020, 15:02

Die Bilder sind Wunderbar geworden. Ich bin froh das ich jetzt Aktuelle Bilder von den Spangenleuchten habe. :green:

Viele Grüße aus Hamburg :g)
Ich besitze Eine 2x BG0 eine BG1 einen neuen Minilöffel eine RSL1 Und eine R70 Käseglocke und einen Löffel von Mai 1966 eine R70 f von 1975 eine BSL und eine Topfleuchte an Straßenlampen
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Re: kleine Spangenleuchte: wie schlecht es um sie steht

Beitragvon Konsum » Freitag 17. Januar 2020, 23:37

Hallo Emil,

Freut mich, wenn Ich damit helfen konnte und sie dir gefallen. Mir war es wichtig sie noch selber in Natura sehen zu dürfen und für euch, die da nicht mal eben hinfahren können, fest zu halten. Deswegen auch die vielen Bilder davon ;) !

Schöne Grüße

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Re: kleine Spangenleuchte: wie schlecht es um sie steht

Beitragvon Glasei » Sonntag 19. Januar 2020, 04:48

Joa, ich hab schon Augen gemacht, das die noch da sind.
Üblicherweise ist der heutige Modernitätswahn (auch) in solchen Fragen
für meinen Geschmack etwas zu gründlich.
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Re: kleine Spangenleuchte: wie schlecht es um sie steht

Beitragvon Glasei » Sonntag 19. Januar 2020, 14:25

Zu Punkt 1 kann ich nicht viel sagen. Eier in der Ecke nicht viel rum. :gl:
In Potsdam steht noch etwas an altem Leuchtkram rum, siehe den Thread
"Abseits der Trampelpfade". Allerdings stehn die Leuchten eher auf Privatgelände.
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Re: kleine Spangenleuchte: wie schlecht es um sie steht

Beitragvon Konsum » Sonntag 19. Januar 2020, 23:52

Nabend,

an ein, zwei Stellen in Berlin stehen sogar noch ein paar Eigenkreationen rum, die es so nur in Berlin gibt. Ich zähle die Hochmastleuchten in ihrer Aufbauweise eigentlich auch dazu. 3 Stück kenne Ich noch, die da rum stehen. Zwei Eigenkreationen stehen noch an der Siegessäule. Sehen von Aufau ein wenig aus wie über, überbreite RSL Leuchten. Aber unter'm Schirm verbergen sich jeweils vier Einheiten einer Gaslaterne. Sind ein echtes Kuriosum :g? ! Allerdings muss Ich da Galsei beipflichten:
Glasei hat geschrieben:Allerdings stehn die Leuchten eher auf Privatgelände.

Da hat er wirklich recht! Neulich kam mir mal eine einzelne Laterne an einem Gebäude quer, die Ich so bisher noch nirgends in der Stadt gesehen hatte. Durch Recherchen fand Ich heraus, das es sich um eine alte Leuchte von DISCO handelte (Leider nichts brauchbares zum knipsen dabei gehabt :roll: ). Befand sich als Überbleibsel aus vergangenden Tagen dort an einem Backsteingebäude, auf einem Hinterhof. Will sagen: wenn du seltene und eizigartig gewordene Leuchten in der Stadt sehen möchtest, dann muss man danach schon richtig suchen und sich wirlklich abseits der normalen Verkehrswege bewegen. Ich fand dadurch auch zu den schon selten zu findenen Schiffchen-Leuchten von LBL in der zweilampigen Ausführung :g) .
Zu zweitens: Nein!Es gibt in Potsdam noch alte DDR-Leuchten. Man sieht sie nur nicht mehr groß im öffentlichen Raum und stehen eher versteckt in den kleinen Nebenstraßen. Die RSL1 ist dort auch immer noch ein guter Vertreter aus der Vorwendezeit.

Schöne Grüße

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Re: kleine Spangenleuchte, die wohl nie eine war

Beitragvon Olav » Mittwoch 12. Februar 2020, 12:18

Hallo Nico,

deinen Bildbericht habe ich mir nochmal angeschaut und meine eigenen vor einigen Jahren in der Gubener Straße und umzu gemachten Aufnahmen.
Im Oktober 2019 ergab sich auf einem meiner "Kontrollgänge" in der Nähe des Berliner Ostbahnhofes ein Zufallsfund.

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Auf einem Privatgrundstück wurde dieser Mast mit Aufsatzleuchte gefällt. So konnte ich aus der Nähe fotografieren.
Man erkennt nachträglich angebaute kleine Blechwinkel und Unterlegscheiben, mit denen die eingebauten Gläser der RSL1 fixiert worden sind.
Im Gegensatz zum Katalogbild und zur Zeichnung haben die Bügel ein anderes Profil. Das könnte eine nachträgliche Änderung in der Fertigung der Leuchte gewesen sein.


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Anhand der Abmessungen der Leuchte ist die Vermutung sehr naheliegend, daß es sich um in Eigenregie umgebaute Kelchglasleuchten LBL 0206.6 handelt.
Der Quecksilberhochdrucklampe wurde letztlich in der DDR damals in der Weg- und Straßenbeleuchtung der Vorzug gegeben, das erklärt auch den Umbau von Leuchtstofflampen auf Quecksilberdampfhochdrucklampen.
Das Kennblatt von 1953 zeigt diese Leuchte mit ihren wichtigsten Maßangaben. Der spätere Umbau wird vermutlich den Ursprung darin haben, daß die Kelchgläser nicht mehr lieferbar gewesen sind.
Die Gläser der RSL1 waren dagegen verfügbar. Bilder der Leuchte RSL1 tauchen in einer Fachbroschüre aus dem Jahr 1962 bereits auf
(Dipl.-Ing. Martin Eckert, Aufbau und Betrieb elektrischer Straßenbeleuchtungsanlagen, Institut für Kommunalwirtschaft Dresden 1962).


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Der Katalog Zweckleuchten des VEB Leuchtenbau Leipzig listet in seiner Ausgabe von 1955 auf der Seite 91 die Aufsatzleuchte 0206.6.


Ein weiterer Bildbeleg findet sich hier:

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Ein Archivbild der damaligen Stadtverwaltung von Berlin. Sollte der Bildlink nicht dauerhaft bestehen, dann entferne ich ihn wieder.
Die Aufnahme zeigt zweifelsfrei den umgebauten Leuchtentyp LBL 0206.6 im Jahre 1969.


Freundliche Grüße

Olav
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